Bildungsseminare
Marie Frank (1852-1924), Mutter des Dichters Leonhard Frank, verstarb vor 100 Jahren und schrieb vor 110 Jahren unter dem Pseudonym Marie Wegrainer den autobiographischen Roman „Der Lebensroman einer Arbeiterfrau“, um ihren Sohn zu unterstützen. Er handelt von ihrem Leben in Armut, Belastungen als Dienstmädchen in vornehmen Familien und als Ehefrau und Mutter.
Es ist eines der wenigen Bücher über die sogenannten Dienstmädchen, die 30 Prozent der berufstätigen Frauen um 1875 ausmachten. Fakten und Fiktion liegen nah beieinander: Im Buch kann sie weder als Dienstmädchen, noch als Ehefrau ihr Glück machen.
Der Roman gibt einen spannenden Einblick in die Sozialgeschichte des Kaiserreichs, das Leben einer eigenwilligen und starken Frau und über die Familie des Dichters Leonhard Frank. Der einzige Roman einer Frau, die laut Leonhard Frank „nie ein lesenswertes Buch (…), nur hin und wieder eine Romanfortsetzung in ‚Fels und Meer‘ oder der ‚Gartenlaube‘ (gelesen hatte)“.
Anlässlich des 100. Todestags von Marie Frank wird ihr Roman vom Röll-Verlag neu aufgelegt.
Mit Dr. Hans Steidle setzen wir uns mit der Lebensgeschichte von Marie Frank und ihrem Werk im Kontext der Zeitgeschichte auseinander und diskutieren Gründe für die Neuauflage: Welche Bedeutung kommt dem Buch heute zu?
Unser Referent: Dr. Hans Steidle ist Historiker und seit 2009 als ehrenamtlicher Stadtheimatpfleger tätig. Er berät Stadtrat und Verwaltung in Fragen der Denkmalpflege, des Stadtbildes und entsprechender kultureller Belange. Die Geschichte der Stadt Würzburg, der unterfränkischen Juden sowie das Leben des Schriftstellers Leonhard Frank und des Dichters Jehuda Amichai bilden Schwerpunkte seiner Forschungs- und Publikationstätigkeit als Autor. Als freier Dozent hält er Kurse, Vorträge, Führungen und Lesungen. Hans Steidle ist Erster Vorsitzender der Leonhard-Frank-Gesellschaft.
Eine Kooperationsveranstaltung von Akademie Frankenwarte, Leonhard-Frank-Gesellschaft, der Gleichstellungsstelle für Frauen und Männer der Stadt Würzburg und Kunsthaus Michel.