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Demokratie und Rassismus – ein ungleiches paar Schuhe?

Readers Corner im Zuge der Langen Nacht der Demokratie: Wir sagen Danke an neun engagierte Würzburger*innen, die aus Ihren Lebensbüchern für Demokratie und gegen Rassismus vorgetragen haben.

Die Leseliste mit allen Autor*innen und Titeln zum Herunterladen

Für viele Menschen in Deutschland ist ein Leben in Würde und Sicherheit und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eine Selbstverständlichkeit. Macht man sich über „Weiß-Sein“ Gedanken, wenn man selbst keine migrantischen Wurzeln hat? Wie lebt es sich, wenn äußerliche Merkmale beim Gegenüber bewusst oder unbewusst dazu führen, als „anders“ wahrgenommen zu werden? Von der Frage: „Wo kommst Du eigentlich her?“, bis hin zu Erfahrungen bei der Arbeits- und Wohnungssuche, bei Behörden, in Kita und Schule oder im Verein: Ist „Weiß-Sein“ im konkreten Leben ein Privileg? Gilt womöglich: „Eure Heimat ist unser Albtraum“ (so der von Gabriele Rottmann-Heidenreich vorgestellte Buchtitel)? Es gibt Menschen, die den Wert der Vielfalt schätzen und leben – und andere, die sich gegen Vielfalt und Offenheit stellen. Kein Mensch kommt als Rassist zur Welt. Lässt sich Rassismus verlernen? Was braucht es, damit die Gleichwertigkeit aller zur gelebten Wirklichkeit unseres Denkens und Handelns wird?

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Bild:Unsere Lesenden: Hrvoje Milkovic
Unsere Lesenden: Hrvoje Milkovic

Wir haben ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt und uns gegenseitig unterstützt. Denn Bücher können wahre Botschafter für die Demokratie sein. Sie können wachrütteln, zum Nachdenken und Hinterfragen anregen, eigene Sichtweisen erweitern und Mut machen, für unsere Demokratie einzustehen. So haben zehn engagierte Würzburgerinnen und Würzburger aus ihren Lebensbüchern für Demokratie und gegen Rassismus gelesen – bei der Reader’s Corner Anfang Oktober im Rahmen der Langen Nacht der Demokratie.

Die Schönheit der UnterschiedeEs war ein Abend der bewegenden Texte, der starken Worte von starken Autor*innen und noch stärkeren Vorlesenden – ganz im Zeichen von Vielfalt, Antirassismus und einer zukunftsfähigen Demokratie. Alexander Kolbow, SPD-Fraktionsvorsitzender in Würzburg, eröffnete unsere Gemeinschaftslesung mit dem Appell, in der Diskussion über eine vermeintlich nötige Leitkultur in Deutschland (thematisiert im Buch von Read Saleh) doch eine europäische Perspektive einzubringen. Karo Voráčková, Sprecherin im Bündnis für Demokratie und Zivilcourage, plädierte in den Worten Gianni Jovanovics & Oyindamola Alashe dafür, nicht länger von Minderheiten, sondern kleinen Mehrheiten zu sprechen.

Die Vorsitzende der Würzburger SPD und der Arbeitsgemeinschaft Würzburger Frauen und Frauenorganisationen Freya Altenhöner wies auf „Die Schönheit der Differenz“ (nach dem Buch von Haddija Haruna-Oelker) hin – und dass nur mit tiefgreifendem Verständnis für die Verschiedenheit der Lebensbilder gesellschaftliche Weiterentwicklung möglich ist. Und wie kann an das migrantische Leben in Deutschland erinnert werden, wo sind Erinnerungsorte und Museen für die, die seit Generationen dieses Land prägen – und hier sterben und ermordet werden? Diese Fragen thematisierte Barış Yüksel, Vorstand Würzburg KulturS, der berührende eigene Texte vortrug.

Der Blick über den ATLANTIKMehrere Fingerzeige unserer Lesung wiesen in die Vereinigten Staaten: Mit Hrvoje Milkovic und den Texten von Claudia Rankins (und ebenso mit Auszügen aus dem Buch Americanah von Chimamanda Ngozi Adichie, das Maria Anna Foohs vorstellte) konnten die Zuhörenden den Alltagsrassismus gegen nicht weißgelesene Personen in den USA regelrecht nachfühlen: „Weil weiße Männer ihrer Fantasie freien Lauf lassen, sterben schwarze Männer.“ Romina Gulyas vom Würzburger Ombudsrat trug Texte der US-amerikanischen Literaturwissenschaftlerin bell hooks vor und brachte damit eine feministische Perspektive in anti-rassistische Überlegungen ein. Online für Gleichstellung, für Menschenrechte und gegen Rassismus vorzugehen, ist wichtig. Noch viel wichtiger ist es, sich aktiv und auf der Straße dafür einzusetzen – das nur eine Essenz aus dem Buch „One of the good ones“ von Maritza und Maika Moulite, das Lore Koerber-Becker vorstellte (zugleich mit dem wichtigen Ratschlag, sich von den eigenen Kindern Bücher empfehlen zu lassen, diese auch zu lesen und mit ihnen darüber zu diskutieren).

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Die Reader’s Corner ist ein Gemeinschaftsprojekt von Akademie Frankenwarte, Jugendbildungsstätte Unterfranken, Bündnis für Demokratie und Zivilcourage e.V., Jibbern und KUlturS e.V. im Rahmen der Langen Nacht der Demokratie. Durch den Abend führten: die Direktorin der Stadtbücherei Würzburg, Martha Maucher; die Leiterin der Akademie Frankenwarte, Stephanie Böhm; Würzburg-KulturS-Vorstand Barış Yüksel; Cansu Doğan, Referentin im Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage e.V. und externe Koordinierungs- und Fachstelle "Demokratie leben!"

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