Das Bekenntnis zur unantastbaren Würde jedes Menschen bildet die Grundlage unseres gesellschaftlichen Wertesystems. Deutschland versteht sich als weltoffenes und demokratisches Land. Dennoch ist es nicht frei von Rassismus – rassistische Diskriminierungen, Vorurteile und Gewalt finden sich im gesellschaftlichen Alltag ebenso wieder wie in Strukturen des öffentlichen Lebens. Die rassistischen Wissensbestände gründen insbesondere auf kolonialen und nationalsozialistischen Vorstellungen, die auf Ideologien der Ungleichwertigkeit basieren und nach wie vor in der Gesellschaft fest verankert sind. In Lehrbüchern, Spielfilmen, in der Werbung und in unserer Sprache werden diskriminierende Leitbilder (un-)bewusst reproduziert.
Rassismus wird nicht ernst genug genommen
Aktuelle Beispiele, von denen vor allem marginalisierte Gruppen betroffen sind, gibt es viele: rassistischer Terror, rassistische Vorfälle in staatlichen Organisationen wie Polizei und Bundeswehr, rassistische Hetzreden im Bundestag. Hinzu kommt die Tatsache, dass immer mehr Bürger*innen Hasstiraden und rassistische Anfeindungen im Internet verbreiten oder gemeinsam mit Holocaust-Leugner*innen, Rechtsextremist*innen und Reichsbürger*innen auf die Straße gehen, um gegen vermeintliche Freiheitsbeschränkungen im Zuge einer Pandemie zu protestieren.
Die Perspektiven derjenigen, die unmittelbar von diesen rassistischen Diskriminierungen betroffen sind oder sich bedroht fühlen, werden oft nicht gehört oder ihre Positionen werden vom weißen Teil der Gesellschaft relativiert. Hinzu kommt, dass viele von Rassismus unmittelbar Betroffene weiteren Diskriminierungen ausgesetzt sind. Das Problem Rassismus wird immer noch nicht ernst genug genommen, bzw. es werden sogar oftmals diejenigen dafür verantwortlich gemacht, die diskriminiert werden. Gespräche über Rassismus sind oftmals durch Abwehr, Schweigen, Rechtfertigungen und Relativierungen gekennzeichnet. Dies beruht häufig auf fehlendem Wissen und der mangelnden Bereitschaft der Mehrheitsgesellschaft zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema.
Politische Bildung ist nicht neutral
Hier muss Politische Bildung ansetzen, zu deren Grundverständnis eine rassismuskritische Haltung und Ausrichtung gehören. Die Politische Bildung ist auf verschiedenen Ebenen herausgefordert, sich dieses Themas anzunehmen und sich mit den Ursachen, Auswirkungen, mit Prozessen und Strukturen kritisch auseinanderzusetzen. Die Akteur*innen Politischer Bildung sind aufgerufen,
Im Namen des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten fordern wir politische Entscheidungsträger*innen auf,
Politische Bildung ist nicht neutral.
Sie basiert auf den Menschenrechten und demokratischen Werten, die mit Rassismus unvereinbar sind.
Rassismuskritik gehört daher zu den Kernaufgaben Politischer Bildung.